Schlafen



Seit ein paar Tagen essen wir in getrennten Zimmern. Es ist eine Übereinkunft, die wir getroffen haben. Ich esse etwas später als sie, meistens vertrage ich so früh kein Essen. Und sie will nie mittag essen, was für mich auch vollkommen in Ordnung ist. Sie nimmt dann ihren Teller - ich sitze in der Küche und lese – und geht damit rüber ins Wohnzimmer. Dann höre ich leise ihr Handy, weil sie darauf irgendeine Serie guckt. Einmal hat sie gesagt, ihr fehle die Kommunikation mit mir, aber was soll ich denn machen, es ist nicht meine Schuld. Ich sitze dann alleine da, bis ich Hunger kriege und esse etwas später. Dann ist sie meistens schon aus dem Haus oder, was mich manchmal um den Verstand bringt: sie liegt wieder im Bett. Ich schaffe einfach nichts, wenn sie da so im Bett liegt.
Ich schlafe halt gerne.“, sagt sie dann. Aber ich schlafe nicht gerne, ich schlafe nur soviel wie nötig, weil ich mir meine Zeit gut einteilen muss, wenn ich meine Ziele erreichen will. Ich muss das richtig machen, ich kann nicht einfach nur da liegen und schlafen. Ich hatte eine Zeit lang Probleme mit dem Schlafen, bin oft aufgewacht, zu den unmöglichsten Zeiten, aber mittlerweile habe ich meinen Schlaf sehr gut im Griff, er hat eine optimale Länge und ich fühle mich zwar müde, wenn ich aufstehe, aber dann halte ich einigermaßen durch bis zu einem ganz kurzen Nickerchen am Nachmittag, maximal zwanzig Minuten, eher weniger. Das ist also mein Rhythmus und dann liegt sie da manchmal im Bett, mitten am Tag und das, obwohl sie ohnehin schon so lange schläft. Sie geht vor mir ins Bett, sehr viel früher, meistens drei oder vier Stunden. Und dann schläft sie auch noch länger. Das macht mich fertig. Dann wünsche ich mir, dass sie gar nicht da wäre, dass ich hier auf mich allein gestellt wäre, weil dann könnte ich mich ganz frei und optimal konditionieren. Ich würde dann noch viel wacher sein, weil sie mich nicht ablenken würde und könnte noch mehr von dem schaffen, was ich mir vorgenommen habe. Ich habe mir viel vorgenommen. Sie sagt manchmal: „Dinge brauchen ihre Zeit“ und ich halte das für eine faule Ausrede, um sich mittags noch einmal ins Bett zu legen. So wird das nie was mit dem Leben. Dann steht sie eines Tages da, vor nichts, hat nichts geschafft, nichts erreicht und sagt sich: hätte ich mal weniger geschlafen, hätte ich bloß nicht soviel herumgelegen. Das wird mir nicht passieren, dieser Moment wird nicht kommen.

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